Die EU-Friedenstruppe EUFOR in Sarajevo wird aufgrund der Situation in der Ukraine aufgestockt, die Reserveeinheit (Intermediate Reserve Force – IRF) wurde aktiviert oder wie alles am Ende zusammenhängt.

Serbien hat den Sanktionen gegen Russland nicht zugestimmt, erfahren wir gerade. Überraschung ist das keine, im Gegenteil. Die aktuelle Zuspitzung in der Balkanregion steht in Beziehung zum Angriff auf die Ukraine – eine Eskalation hier wäre ein zweiter Brandherd für Europa und würde dieses weiter destabilisieren. Abgesehen davon stehen Wahlen in Bosnien und Herzegowina an, Nationalisten von allen Seiten versuchen, darauf Einfluss zu nehmen. Was dabei oft übersehen wird: Wladimir Putin hat nicht nur in Belarus mit Lukaschenko einen Verbündeten – auch Serbiens Präsident Aleksandar Vučić verbreitet mutwillig seine (Kriegs)Propaganda. In Bosnien und Herzegowina war das bei meinem Besuch das Thema Nummer 1. Wie wir jetzt sehen können, nicht von ungefähr. Fakt ist: Russlands Rückendeckung für Serbien wird weitgehend übersehen und die Rolle von Ungarn dabei ist eine hochproblematische. Der aktuelle Angriff auf die Ukraine sollte für uns jedenfalls ein Weckruf sein. Der Balkan liegt nicht nur in unserer unmittelbaren Nachbarschaft, sondern fordert uns schon lange auf, die erneut entflammten Konflikte und das Zündeln der Nationalisten mit Putins Hilfe im Hinterhalt ernst zu nehmen.

In Sarajevo war ich auch im Kinder-Kriegsmuseum. Die Direktorin Amina Kravac erzählte, dass das Museum in dem es um das Leid von Kindern während der Jugoslawienkriege geht, kaum politische Unterstützung bekommt. Das liegt daran, dass alle die nächsten Wahlen gewinnen wollen und so oft die „andere“ Seite für vergangene Verbrechen beschuldigen – bis heute. Die Ausstellungsstücke und Interviews mit Überlebenden dieser Kriege sind eine Warnung, achtsam(er) zu sein. Denn in Wirklichkeit sind Frieden und Demokratie ein hart erkämpftes Stück Freiheit und äußerst fragil.