Samstag, 21. März – der Internationale Tag gegen Rassismus. Bereits einen Tag zuvor ernte ich einen Shitstorm, weil ich in dem Zusammenhang eine humane Lösung für die Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln gefordert habe ➡️www.derstandard.at/…/2000115…/virtuelle-demo-gegen-rassismus) Wem ist geholfen, wenn wir jetzt nicht helfen? Gerade während der Corona-Krise ist diese Hilfe wichtig, damit es dort zu keiner Katastrophe kommt. In Moment sieht jedoch kaum wer hin. Aber nach der Reihe:

Papst Franziskus sprach nach seinem Besuch auf Lesbos von einer „Krise der Menschheit“. Kardinal Schönborn erinnert angesichts der dortigen Situation an die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ und warnt vor einem Europa der „verhärteten Herzen“. Ärzte ohne Grenzen betteln regelrecht um Hilfe und Notmaßnahmen. Caritas und Diakonie sammeln Spenden und versuchen aufzurütteln. In Deutschland hat gestern Innenminister Seehofer bekräftigt, dass man zumindest den Kindern helfen will und an der „Allianz der Willigen“ festhält. Ich bin für diese Stimmen dankbar, weil zum Glück nicht nur wir Grüne hier weiterhin Humanismus einfordern. Nationale Barrikaden im Kopf aufzubauen, ist jetzt eindeutig der falsche Weg. Gerade jetzt braucht es die Idee der Menschlichkeit, für alle.

Fakt ist nämlich: Während Europa zum Schutz vor dem Virus strenge Maßnahmen ergreift, kann Griechenland die medizinische Versorgung der Geflüchteten nicht sicherstellen. Wie mein Kollege Erik Marquardt sagt: „Es ist absurd, dass es auf der einen Seite in Griechenland eine Straftat ist, sich mit mehr als zehn Leuten auf der Straße zu treffen, wenn wir andererseits Orte in Europa haben, an denen 20.000 Menschen eng zusammengepfercht leben“. Griechenland hat ohne Not das Asylrecht außer Kraft gesetzt, zudem gebe es im Land „teilweise versteckte Einrichtungen, in denen illegale Abschiebungen und Folter“ stattfänden. Was bedeutet all das am heutigen Internationalen Tag gegen Rassismus? Krisen sind global
und können auf lange Sicht nur durch globale Zusammenarbeit zum Halten gebracht werden.

Auch sollten wir heute daran denken, dass zum „Team Österreich“ all die ausländischen Pfleger*innen, Supermarktmitarbeiter*innen und Landarbeiter*innen gehören, die uns jetzt aufgrund der aktuellen Reisebeschränkungen zum Teil fehlen. Viele von ihnen verzichten sogar ganz darauf, ihre Familien zu besuchen. Sie haben sich entschieden, als Pfleger*in länger als die normalen zwei Wochen in Österreich zu arbeiten, damit die älteren Menschen, um die sie sich kümmern, weiter versorgt sind. Sie sind in unserer Gesellschaft beinahe unsichtbar und erhalten oft undankbare Löhne, die nicht annähernd die Wichtigkeit oder Anstrengung ihrer Arbeit wertschätzen. Übrigens: Für die Arbeit auf den Feldern gibt es laut Kollektivvertrag einen Stundenlohn von 9€.

Was aktuell gut sichtbar wird: Die Migrant*innen nehmen „uns“ die Arbeitsplätze nicht weg. Diese Erzählung entlarvt sich gerade selbst und zeigt was sie eigentlich ist: Rechtfertigung von Rassismus. Kennt Ihr das Gedankenexperiment, dass alle ausländischen Arbeitskräfte mit einem Schlag an einem Tag Österreich verlassen? Ich hörte das unzählige Male. Von Menschen, die von Rassismus betroffen waren und hofften, dass es die Rassist*innen mal einsehen, dass es alle braucht. Jedenfalls sollten wir gerade heute sagen: Alle Migrant*innen die hier leben oder arbeiten gehören zum Team Österreich. Nicht wegen dem was viele von ihnen leisten, sondern ganz einfach weil sie hier sind.