Taliban töten bei Hochzeitsfeier, weil dort Musik gespielt wird, beim IS-Angriff auf ein Spital sterben 19 Menschen – Afghanistan befindet sich weiterhin im freien Fall. Im Parlament diskutierten wir mit der Community & Botschafterin die Lage.

Afghanistan ist und bleibt lebensgefährlich. Die Taliban können trotz gegenteiliger Beteuerungen nicht für Sicherheit im Land sorgen. Erst gestern kam es in der Hauptstadt Kabul wieder zu einem blutigen Anschlag bei dem 19 Menschen getötet und 50 weitere verletzt wurden. In Österreich lebt derweil mit mehr als 40.000 Personen eine der größten afghanischen Diasporas in Europa. Sie leben in Sorge um ihre Freund*innen und Verwandten in der Heimat und leiden unter dem negativen Image, das sich aufgrund der kriminellen Aktivitäten von Einzelpersonen in der medialen Berichterstattung festgesetzt hat und von rechter Seite befeuert wird.

Meine Kollegin Faika El-Nagashi und ich versuchen den reduzierten öffentlichen Diskurs aufzubrechen und aufzuzeigen, dass die afghanische Community viel mehr ist als ein paar Burschen, die auffällig werden. Wir haben deshalb über 70 Vertreter*innen afghanischer Communities in Österreich sowie die weiterhin amtierende afghanische Botschafterin in Wien, Manizha Bakhtari eingeladen, um deren Anliegen und Sorgen zu hören und gemeinsam zu überlegen, welche Unterstützung und Maßnahmen wir in dieser schwierigen Zeit auf der politischen Ebene voranbringen können.

Es hat sich gezeigt, dass es großen Gesprächsbedarf gibt und die Communities konkrete Wünsche an die Politik haben:

  • Keine Abschiebungen nach Afghanistan, das Land ist nicht sicher
  • Rasche Familienzusammenführung auch für Geschwister und deren Kinder
  • Die „Hilfe vor Ort“ kommt oftmals nachweislich nicht bei den Betroffenen an. Wir müssen die Internationalen Organisationen in die Pflicht nehmen, mit den ihnen anvertrauten Hilfsgeldern verantwortungsvoll umzugehen.
  • Keine Anerkennung oder Unterstützung der Taliban, Koppelung der Hilfen an die Einhaltung von Kinder-, Frauen- und Menschenrechten.
  • Gezielte Förderung von Projekten und Vereinen, die ein anderes, diverseres Bild von Afghan*innen in Österreich zeigen und fördern. Aufklärung in den Medien, Bildungsarbeit und Empowerment besonders für Mädchen und Frauen.

Vielen Dank für die starken, mutigen Stimmen und den Besuch. Fakt ist: Wenn wir wollen, dass alle Menschen in Österreich gut miteinander leben können, ist es wichtig, dass wir auch allen zuhören.