„Einsamkeit tötet“ oder aus aktuellem Anlass ein über Tellerrand zu Ägypten ??. Am Wochenende stirbt der Filmemacher Shady Habash im Gefängnis. Der 24-jährige ist nach 26 Monaten in Haft ohne Prozess in Kairo gestorben – eine „Strafe“ dafür, in einem Musikvideo Regie geführt zu haben, einem Video, das sich über den ägyptischen Präsidenten Fattah al-Sisi „lustig“ macht. Niemand kennt die Todesursache. Für Menschenrechtsaktivist*innen ist Shady Habasch durch „Fahrlässigkeit und mangelnde Gerechtigkeit“ zu Tode gekommen.

Habash wurde im März 2018 wegen Verbreitung von Falschinformation, Blasphemie, der Zugehörigkeit zu einer illegalen Organisation sowie einer Reihe weiterer grotesker Vorwürfe festgenommen. Anlass war seine Regieführung zum regimekritischen Musikvideo „Balaha“, zu deutsch „Dattel“ des Musikers Ramy Essam, der sich im schwedischen Exil befindet. Auf dessen Homepage ist ein Brief von Shady Habash aus dem Gefängnis vom 29. Oktober 2019 veröffentlicht, der mit den Worten beginnt: „Prison doesn`t kill. Loneliness does. I need your support, to not die.“ Darin klagt der politische Gefangene über seine verzweifelte Lage in Haft und den Kampf gegen die Angst vergessen zu werden. Er werde demnach alle 45 Tage einem Richter vorgeführt, der ihn ohne eines Blickes zu würdigen, immer nur für weitere 45 Tage vertagt.

Human Rights Watch und Amnesty International beklagen schon lange die katastrophale menschenrechtliche Lage Ägyptens. Unter Präsident al-Sisi erlebe das Land die schlimmste Menschenrechtskrise seit Jahrzehnten. Nach wie vor befinden sich der Social-Media-Berater von Ramy Essam, Mustafa Gamal sowie der Liedtexter von „Balaha“, Galal El-Behair in Haft. NGOs schätzen, dass sich die Zahl der politischen Gefangenen in Ägypten auf 60.000 beläuft. Aufgrund der weltweiten Covid 19 Pandemie hatte Amnesty International zuletzt gefordert, alle gewaltfreien politischen Gefangenen aus der Haft zu entlassen. Die ägyptischen Gefängnisse seien durch Überbelegung, mangelnde Hygiene sowie unzureichende Gesundheitsversorgung gezeichnet. Auch die Isolationshaft auf unbestimmte Zeit von politischen Gefangenen sei eine beliebte Foltermethode. Ich schließe mich dem Aufruf an und fordere die Freilassung jener mit dem Musikvideo in Zusammenhang stehenden Personen Mustafa Gamal sowie Galal El-Behair, sowie aller gewaltfreien politischen Gefangenen in Ägypten. Nicht nur die Einsamkeit tötet, wie Habash sagte, auch das Treten der Menschenrechte mit Füßen führt zum Tod der Demokratie. Hier ist sie noch nicht angekommen. Ruhe in Frieden Shady Habash.