Ein Bericht von der Grenze zu Belarus oder Polen erhöht die Warnstufe, 12.000 Soldaten befinden sich bereits Vorort, ein Schießbefehl steht im Raum.

Seit Monaten stranden Flüchtlinge, vornehmlich aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak, in den Wäldern an der Grenze zwischen Polen und Belarus. Sie ahnten offenbar nicht, dass die Wildnis für sie zu einer tödlichen Sackgasse wird, aus der es kaum mehr ein Entrinnen gibt. Eingepfercht zwischen polnischen und belarusischen „Grenzschützern“ gibt es weder vor noch zurück. Die Menschen vegetieren im Sumpf und sind verzweifelt. Es gibt immer mehr Bilder von Toten, Kinder erfrieren, während Frauen direkt nach einer Entbindung (sic!) zurück in den Wald ge-pushbacked werden. Es geht hier ums blanke Überleben. Die Temperaturen sinken und es ist nach wie vor kein Ausweg in Sicht. Heute kommt es zu einer neuerlichen Zuspitzung, nachdem sich Hunderte weitere Menschen an die Grenze aufmachen.

Niemand hier kann und darf den Menschen, die zum Spielball einer grausamen Geopolitik geworden sind, helfen. Polen hat entlang der Grenze den Ausnahmezustand ausgerufen und eine Sperrzone geschaffen, in die nur Bewohner*innen der dort gelegenen Dörfer einreisen dürfen. Journalist*innen und Hilfsorganisationen ist der Zutritt verboten. Aktivist*innen versuchen dennoch, irgendwie Lebensmittel in den Wald zu schaffen und auch die Bevölkerung vor Ort ist grundsätzlich hilfsbereit. Die Dorfbewohner*innen sagen, sie hören nachts im Wald Kinder schreien und dass man die Menschen – Erpressung hin oder her – nicht einfach sterben lassen kann. Wie viele Tote es inzwischen gibt, kann niemand sagen.

Derweil erhöht Belarus die Zahl der Flüge aus dem Nahen Osten nach Minsk, um noch mehr Schutzsuchende aus der Region zu holen, um noch mehr Druck auf die EU aufzubauen. Wie die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise berichtete, kommen derzeit in Belarus täglich etwa 800 bis 1.000 Menschen an. Nach der Ankunft werden sie, wie Videoaufnahmen aus der Diktatur zeigen, von Soldaten in die Wälder getrieben. Sie glauben sich auf dem Weg in ein besseres Leben, doch sie landen in der Hölle.

Fakt ist: Um Flüchtlinge in Richtung Europa zu fliegen, scheuen sowohl Assad als auch Lukaschenko keine Mühe, von Russland dabei protegiert. Sie alle verbindet der Hass auf die EU. Aber ungeachtet dieser Provokation muss uns menschliches Leben das Wichtigste sein. Die Menschen dort sind keine Panzer, sie brauchen dringende Hilfe. Zeigen wir, was der Unterschied zwischen der Europäischen Union und der Diktatur Belarus ist. Jetzt und sofort: Bevor es zu spät ist und an unseren Außengrenzen geschossen wird.