Indigene Kinder ihren Familien entrissen wurden, um sie an die „europäische Lebensweise“ anzupassen. Es werden massenweise Kindergräber gefunden, aber wieso schreibt kaum wer darüber und warum gibts hier eigentlich keinen Aufschrei? Der Kolonialismus der europäischen Nationen hatte schon immer eine sehr dunkle Seite. Von den spanischen Konquistadoren, welche die Ureinwohner*innen Zentral- und Südamerikas systematisch dezimiert haben über die Grausamkeiten, welche die europäischen Staaten auf dem afrikanischen Kontinent begangen haben, bis hin zur britischen Vereinnahmung von quasi der halben Welt. Gerade Großbritannien war im Zuge seiner Eroberungen bekanntlich besonders konsequent im Vertreiben, Töten und Assimilieren indigener Völker.

Im Mai dieses Jahres wurde nun eines der dunkelsten Kapitel, das in der kanadischen Geschichte versteckt gehalten wurde, weiter enthüllt. Die Überreste von 215 indigenen Kindern wurden unter einer der größten Institutionen zur „Anpassung der Ureinwohner*innen“ an die kolonialisierte, katholische Lebensweise gefunden – Kamloops Indian Residential School in British Columbia. Man geht davon aus, dass die jüngsten mit gerade mal 3 Jahren verstorben sind. Vor kurzem wurden nun 751 weitere unbenannte Gräber in Saskatchewan in der Nähe einer ehemaligen katholischen Schule gefunden. Man geht davon aus, dass insgesamt 150 000 indigene Kinder ihren Familien entrissen wurden, um sie in diesen „Schulen“ an die europäische Lebensweise anzupassen. Dieses „Programm“, von den jeweiligen Regierungen gut geheißen, endete erst 1996 – vor 25 Jahren!

Der kanadische Premier Trudeau entschuldigte sich bereits 2017 und jetzt noch einmal bei den Ureinwohner*innen und spricht von einem „entsetzlichen“ Fund. Bereits 2017 fragte er beim Papst um eine Entschuldigung bei den Ureinwohner*innen an. Bis jetzt blieb diese Anfrage ohne Erfolg. Denn kann man solche Verbrechen wieder gut machen? Solche Kapitel der europäischen Siedler-Kultur werden immer wieder aufgedeckt. Wir zögern in der „zivilisierten Welt“ aber nach wie vor sehr, uns mit unserer Vergangenheit auseinandersetzen und daran zu arbeiten, dass diese Grausamkeiten aufgearbeitet werden. Das ist aber für die Gegenwart von hoher Relevanz: Es obliegt uns als den reichsten Nationen der Welt, jenen Völker, denen wir in der Vergangenheit viel genommen haben, Würde wie Existenzgrundlage wieder zurück zu geben.