Über den Tellerrand – USA V
Kälteschock in Texas. Der US-Bundesstaat hat im Laufe der Woche die schlimmste Kältekrise seiner Geschichte erlebt. Die Temperaturen fielen auf fast -30 °C.
Das Wetterbild lässt erschaudern: Der gesamte Kessel zwischen den Rocky Mountains, den Appalachen und dem Golf von Mexiko ist zugefroren, während in Kalifornien und an der Ostküste vielerorts Dürren aufgrund der hohen, langanhaltenden Temperaturen herrschen. Weil der größte republikanische Staat nicht in Präventionsmaßnahmen investierte und seine Infrastruktur nicht auf diese harten (durch Klimaexperten schon 2011 vorhergesehenen) Umstände vorbereitet hat, sind sämtliche Kohle-, Gas- und Nuklearkraftwerke eingefroren. Sie konnten keinen Strom produzieren. Damit wurden die Heime der fast 30 Millionen Texaner*innen ohne Heizung bei (nochmal) fast -30 °C ihrem Schicksal überlassen. Hilfe kann hier nicht einmal von außen kommen: Texas hat, um Regulierungen der Bundesregierung zu entgehen, ein eigenes Stromnetz einzig und allein für seinen Bundesstaat aufgebaut. Der Tragik nicht genug, froren anschließend die Wasserohre in den Gebäuden ein, wodurch sie vielerorts platzten und das das Innere der Häuser in Eishallen verwandelte.
Menschen frieren nun auf den Straßen, während die Polizei Müllcontainer mit weggeworfenen Lebensmitteln vor hungernden Bürger*innen bewacht. Der ehemalige Energieminister der USA, Rick Perry (R) ermutigte die Bürger*innen in Texas, die Eiseskälte zu ertragen, um der Regulierung durch die Bundesregierung und den „Sozialismus“ zu entgehen. Der republikanische Senator von Texas, Ted Cruz, packte indessen seine Koffer und verabschiedete sich nach Cancun.
Als Antwort auf den steigenden Konsum an Strom und das sinkende Angebot aufgrund von Netzausfällen gab es einen Preisanstieg aufs 450fache (von 4$ am Tag auf 1800$ pro Tag lt. CNN). Die Krise trifft die Menschen in den ärmeren Gegenden des Bundesstaates härter als jene, die in wohlhabenden Regionen leben. Vor allem die ethnischen Minderheiten leiden hier wieder unter der Kältewelle, aber auch an den Folgen der Politik der konservativen Regierung. Texas zeigt uns eine Zukunft, wie sie in den nächsten Jahren vielerorts auf der Welt auftreten kann. Wir sind spät dran mit den Veränderungen, die das Ökosystem der Welt aufrechterhalten und Schicksale wie jenes der Texaner*innen verhindern können.
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