Weibliche Abgeordnete werden beschimpft werden und ja – das ist belastend, auch wenn frau es (bewusst) ignoriert.

Ich bin keine, die Hassnachrichten, Beleidigungen & Drohungen veröffentlicht – ich hätte sonst keine Zeit für die eigentliche Arbeit. Zusammen mit weiblichen Abgeordneten aller Parteien habe ich jedoch auch meine Erfahrungen in der Politik mit dem Momentum Institut geteilt. Die Ergebnisse der Studie sind besorgniserregend: Die Hälfte aller Befragten haben Frauenfeindlichkeit im Parlament erlebt. Herabwürdigende Kommentare, Zwischenrufe und Beleidigungen sind für uns tägliches Brot. 73% haben frauenfeindliche und sexualisierte Nachrichten erhalten, ein Drittel sogar per Brief. In 3 von 10 Fällen wird dabei die Polizei eingeschaltet. Auch ich habe schon ein paar Mal Briefe mit Bildern von mir in Blut gebadet (an unsere Privatadresse!) angezeigt.

Es geht nicht um mich, es hat System und diese Zustände sind schlicht untragbar. Geschlechterspezifische Diskriminierung verstößt gegen die Menschenrechte und schränkt das Leben von Frauen und in diesem Fall Politikerinnen ein. Denn das Ziel von solchen (strukturell bedingten) unterdrückenden und bedrohlichen Hassnachrichten ist es, uns zum Schweigen zu bringen und uns unsere politische Leistung abzuerkennen. Die Konsequenzen sind verheerend: Degradierungen wie „Schlampe“ und Drohungen wie „was mit dir gemacht werden sollte“ führen zu vermehrtem Schweigen und Zurückhaltung, wie auch Amnesty belegt: Angst durch Sexismus führt zu Verhaltensänderungen. Je mehr Einschüchterungen kommen, desto stiller werden weibliche Abgeordnete in Bezug auf ihre politischen Vorhaben. Jede vierte (sic!) Parlamentarierin hat laut der Studie eine bestimmte Äußerung aus Angst NICHT gemacht. Der demokratische Diskurs wird also auf Grund von geschlechterspezifischer Diskriminierung verhindert und gebremst. Das darf nicht sein!

Wir dürfen uns den Platz in der Politik nicht wegnehmen lassen. Denn in Österreich ist die Stellung der Frau bereits schlecht genug: Die Repräsentation von Frauen in der Politik liegt unter 40% und viele politische Funktionen wurden tatsächlich noch nie von einer Frau ausgeübt. Die Co-Autorin der Studie, Ingrid Brodnig, schlägt als Lösung und Basis der Ergebnisse eine eigene Ermittlungskategorie der Sicherheitsbehörden in Form von „misogyner Gewalt“ und „Frauenhass“ vor. Dieser Vorschlag wurde von 77% der befragten Abgeordneten unterstützt, auch von mir. Zudem müssen wir weiterhin darüber sprechen, uns austauschen und solidarisieren, um Licht auf das Thema zu lenken und es nicht unter den Teppich zu kehren, trotz und gerade aufgrund der Bedrohungen. Das Sichtbarmachen per se, eine verbesserte Statistik, eine vermehrte Datenerhebung leisten mit Sicherheit einen aktiven Beitrag zu einem unheimlich wichtigen Diskurs. Danke für diese enorm wichtige Studie!