Auf den Krieg folgt der Hunger. Syrien ist aus dem Bewusstsein verschwunden, das Elend der Menschen geht aber weiter. Zwei Millionen Menschen leben in extremer Armut und 20 % mehr Menschen als im Vorjahr sind auf Hilfe angewiesen – berichtet das UNO-Nothilfebüro. Insgesamt brauchen 13,4 Millionen Menschen Unterstützung und Schutz.

Zehn Jahre nach dem Ausbruch des Krieges ist Syrien heute neben dem Jemen eines der größten von einer humanitären Krise betroffenen Gebiete. Die COVID-19 Pandemie und die Bankkrise im benachbarten Libanon machen die Lage der Syrer*innen noch schlimmer. Die Finanzkrise verursacht eine rapide Steigerung der Lebensmittelpreise, gleichzeitig verlieren viele Menschen ihren Arbeitsplatz. Aufgrund der Pandemie und der allgemeinen Zerstörung stehen viele vor dem Nichts. Um nicht zu verhungern, haben sich viele Syrer*innen jetzt entschieden, weniger Mahlzeiten und kleinere Portionen zu essen – die „Diät“ besteht aus Brot und Tee. Im Nahen Osten erhalten 30 Millionen Menschen Unterstützung von der UNO. Da sich aktuell viele Familien keine ärztliche Versorgung und Medikamente, kein sauberes Wasser und keinen Schulbesuch für ihre Kinder mehr leisten können, sind für die Unterstützung 4,2 Milliarden Dollar (3,46 Mrd. Euro) nötig.

Auch in den Flüchtlingslagern ist die Situation verheerend. Niemand verlässt freiwillig das eigene Zuhause und lässt dabei alles liebgewonnene, Menschen wie Habseligkeiten, zurück. Viele der Flüchtlinge können bis heute nicht in ihre Dörfer zurückkehren, weil die Angst vor erneuten Angriffen in der Region groß ist und das, wie die aktuelle Entwicklung zeigt, nicht unberechtigt. Was den Menschen hier fehlt sind Lebensperspektiven in einem Umfeld sozialer, wirtschaftlicher und politischer Stabilität. Dazu müssen wir das primäre Übel an der Wurzel packen, d.h. Kriege vermeiden, wo dies möglich ist. Die jüngsten türkischen Militäroperationen beispielsweise gießen nur Öl ins Feuer und destabilisieren die Lage noch weiter. Alleine deshalb ist Europas Wegsehen keine Option, internationale Lösungen sind vonnöten.