Über den Tellerrand – Mongolei
Mongolei Calling oder nicht nur der Papst Franziskus besuchte dieser Tage erstmals das faszinierende Land, sondern auch unsere österreichisch-mongolische Freundschaftsgruppe des Parlaments. Wir trafen uns u.a. mit Parlamentspräsidenten Zandanshatar, der Vize-Präsidentin Odontuya oder dem Vorsitzenden der parl. Gruppe Österreich-Mongolei Batamgalan um zu besprechen, wieso wir unsere bilaterale Kooperation dringend stärken müssen. Kurz: 60 Jahre diplomatische Beziehungen unserer Länder sind ein guter Anlass, um die Partnerschaft mit der jungen Demokratie zu vertiefen. Die Mongolei spielt zweifelsohne eine wichtige Rolle im gesamten asiatischen Raum, wenn es um Fragen der Menschenrechte und des Friedens geht.
Hammelsuppe und Stutenmilch mit einem kräftigen Schluck home-made Wodka gehört hier zur Überlebensstrategie: Die Mongolei gilt als der am dünnsten besiedelte Staat der Welt. Das recht hoch gelegene Land weist extreme klimatische Bedingungen auf. Während es jetzt im Sommer sehr trocken und heiß wird, müssen die Menschen im Winter mit Temperaturen von -45 Grad auskommen und das im „Ger“, einem Nomadenzelt. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt hier nach wie vor nomadisch, d.h. die Menschen haben keinen festen Wohnsitz, sondern ziehen mit ihren Herden & Familien umher. Je nach Gegend ziehen sie etwa drei- bis zehnmal im Jahr um, in den Wüstengebieten sogar bis zu zwanzigmal. Der erste Kontakt der Mongolei mit Österreich erfolgte im Jahr 1241 und war kriegerischer Natur. Mongolische Reiterscharen drangen damals bis auf heutiges österreichisches Gebiet vor, zogen sich aber aus verschiedenen Gründen wieder zurück. Danach gab es keine bilateralen Beziehungen zwischen den Ländern, denn die Mongolei war bis 1911 ein Teil Chinas. Am 30. Juni 1963 eröffnete Österreich, immerhin als zweites (!) westeuropäisches Land nach Großbritannien, diplomatische Beziehungen mit der Mongolei. Diese langjährige Verbindung ist heute umso wichtiger, da das Land in Ostasien zwischen den autokratischen Kolossen Russland und China eingekeilt ist und trotz dieser geopolitisch Ausgangslage tapfer versucht, seine demokratischen Standards hochzuhalten. Jegliche Unterstützung, die die Mongolei von ihren demokratischen Verbündeten erhält, ist enorm wichtig für die Aufrechterhaltung der demokratischen Staatsform, das hören wir oft.
Seit der Unabhängigkeit Anfang der 1990er Jahren nehmen die Kontakte nach Europa zu, so auch mit Österreich. Auch wenn es seit damals vereinzelte bilaterale politische Besuche gab, so waren wir als überhaupt erste Delegation einer parlamentarischen Freundschaftsgruppe zu Besuch. Gerade in den vergangenen Jahren haben sich auch die Handelsbeziehungen zwischen Österreich und Mongolei Ländern spürbar intensiviert. Im Jahr 2022 importierte Österreich Waren aus der Mongolei im Wert von 9 Mio. Euro, darunter vor allem Erze und Bekleidung. Umgekehrt lieferte Österreich in die Mongolei Waren im Wert von 30 Mio. Euro, vor allem Zugmaschinen, Kraftwagen, fotografische Apparate sowie Maschinen. In Österreich leben rund 800 Mongol:innen. Es gibt auch eine Österreichisch-Mongolische Gesellschaft „OTSCHIR“, die 1996 gegründet wurde und immer wieder mit einem bunten Kulturprogramm aufwartet. Ein Höhepunkt in den gegenseitigen kulturellen Beziehungen markierte sicherlich die hochkarätige Ausstellung „Dschingis Khan und seine Erben – das Weltreich der Mongolen“, die 2006 auf der Schallaburg in Niederösterreich gezeigt wurde. Auch auf parlamentarischer Ebene spiegelt sich die Beziehung zwischen den beiden Ländern wider. Es gibt etliche Abkommen z.B. in Bezug auf Steuern und Vermögen, Investitionen oder etwa über die gegenseitige Anerkennung von Gleichwertigkeiten im Hochschulbereich. Alle hier sprechen von der Notwendigkeit und dem Wunsch, die diplomatischen Beziehungen in Zukunft zu vertiefen. Dieses Anliegen nehmen wir zurück ins Österreichisches Parlament.
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