Balkan Calling oder nach 1 Jahr besuche ich erneut Camps für Geflüchtete, treffe Politik und Zivilgesellschaft – es geht um nichts Geringeres als Frieden & Demokratie.

„Menschen horten wieder Nahrung und Waffen“, erzählt mir ein Bosniake vor der Abfahrt in Wien. Das friedliche Zusammenleben funktioniert hier gut, heißt es, außer Nationalisten wie Serbiens Premier Dodik zündeln und provozieren neue Trennlinien. So ist auch die Angst vor einer erneuten Eskalation nicht von der Hand zu weisen, die manche umtreibt. Der Krieg am Balkan ist nicht lange her, die Wunden nicht ganz verheilt – ein fruchtbarer Boden für Konflikte. Wie wichtig Aufarbeitung und Gedenkarbeit zeigt alleine das Beispiel Srebrenica, welches ich nach meiner Reise auch im Österreichischen Parlament thematisieren möchte.

Mein erster Termin führte mich ins IOM Zentrum, wo vor allem Familien und alleinstehende Frauen Zuflucht auf ihrer Flucht finden. Fakt ist, dass entgegen des herkömmlichen Erzählung immer weniger Flüchtlinge am Balkan ankommen und hier um Asyl ansuchen. Die meisten von ihnen bleiben auch nicht lange in Bosnien sondern ziehen weiter. Es handelt sich um paar tausende Menschen in Not, nicht wie so oft kolportiert um „Massen“. Zweiteres wird aber nicht von ungefähr propagiert: Hier wird bewusst ein Szenario konstruiert, dass weniger auf die Abwicklung von fairen Verfahren abzielt, sondern ausschließlich auf Abschiebung und Kriminalisierung der Betroffenen. Zusätzlich spannend, dass gerade heute und morgen parallel zu meiner Reise in Wien eine „Rückführungskonferenz“ stattfindet. Für mich ist klar: Der Fokus ist der falsche, dazu später noch mehr.