Brasilien und Bosnien wählen und während in Lateinamerika der eindeutig faschistoide, amtierende Präsident Brasiliens, Jair Bolsonaro seinem Gegner dem Ex-Präsident Lula da Silva unterliegen könnte, wird in Bosnien wohl alles beim Alten bleiben.

In Brasilien sind heute mehr als 156 Millionen wahlberechtigte Brasilianer:innen dazu aufgerufen, ihre Abgeordneten, Senator:innen und Gouverneure zu bestimmen. Die Stimmung ist aufgeheizt und bei einem Sieg von Lula ist ein Putsch nicht unwahrscheinlich. Präsident Bolsonaro könnte hier in Trumps Fußstapfen treten und die Wahl mit allen Mitteln in Frage stellen. Die beiden Kandidaten trennen Welten: Während der eine klar für eine Autokratie ohne Menschenrechte steht, ist der frühere Gewerkschaftsführer Lula da Silva v.a. für arme Bevölkerungsschichten, Indigene, Umweltschützer:innen und Minderheiten ein Hoffnungsträger. Und: 249 Kandidat:innen von 21 Parteien gehören der LGBTIQ-Gemeinschaft an, das ist ein Novum in der Geschichte Brasiliens. Ich hoffe sehr, dass das Ende dieser Wahl friedlich verlaufen wird und sich am Ende die Demokratie durchsetzt.

In Bosnien dagegen scheint eher die Angst vorherrschend zu sein, dass alles „wie gehabt“ bleibt und das Land „nicht vom Fleck kommt“ – d.h. ein „stabiles Chaos“ weiterbesteht, wie eine Teilnehmerin unserer Veranstaltung zu den Wahlen in Bosnien sagte. Fakt ist, dass Abwanderung, Armut und Korruption das Land prägen und der Weg Richtung Europa ein sehr weiter scheint. Auf Ethnien fokussierte Politik wird Bosnien jedenfalls nicht weiterbringen. Was bei 90 Parteien, 38 Bündnissen und über 150 Kandidaten und Kandidatinnen, die im Rennen sind, droht, ist Stillstand.

So wie wir kürzlich die Rolle der Indigenen und den verheerenden Umgang mit natürlichen Ressourcen in Brasilien im Parlament diskutierten, so haben wir die Tage auch mit Botschafterin Ulrike Hartmann in Sarajevo, Botschafter Kemal Kozaric, Honorarkonsul Davur Ljuhar in Wien und der bosnischen Community in Österreich diskutiert. Beides gute Möglichkeiten das Bewusstsein zu der Lage in den jeweiligen Ländern zu stärken und über Auswirkungen auf Europa und die Welt nachzudenken.