O tempora, o Moria
Die Bilder aus Moria machen tief betroffen. Der Brand im Flüchtlingslager Moria bedeutet eine Katastrophe für tausende Flüchtlinge, die nun ohne Unterkunft sind. Viele haben nun auch die wenigen Habseligkeiten verloren, die sie noch besessen haben.
Obwohl das Lager nur für 2.800 Personen ausgelegt ist, werden dort seit Jahren knapp 13.000 Menschen festgehalten. Rund ein Drittel davon sind Kinder und unbegleitete Minderjährige, die besonders unter den katastrophalen Zuständen leiden. Im März dieses Jahres habe ich mir ein Bild vor Ort gemacht. Wer das Elend in Moria mit eigenen Augen sieht, glaubt nicht, in der EU zu sein, sondern eher in der Hölle auf Erden.
Wir Grüne haben daher seit langem auf die unhaltbaren Zustände in Moria hingewiesen. Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, dass es nun rasch Unterstützung durch die EU gibt und das Lager evakuiert wird. Die Europäische Union und jeder Mitgliedsstaat sind in dieser absoluten Notsituation in der Verantwortung, möglichst viele in der EU sollten sich daran beteiligen.
In der Tat zeichnen sich bereits erste Initiativen ab. Die EU ist bereit, Griechenland mit allen Mitteln zu helfen. UNHCR will seine Mitarbeiter vor Ort aktivieren. Der deutsche Außenminister Heiko Maas fordert angesichts der Ausnahmesituation eine Verteilung von Geflüchteten unter Aufnahmewilligen in der EU. Ein Nicht-EU-Land, nämlich Norwegen, hat sich bereits bereit erklärt, 50 Personen aus dem Lager aufzunehmen. In Österreich haben sich Länder und Gemeinden für die Aufnahme von Kindern aus dem Flüchtlingslager ausgesprochen.
So oder so muss aus Österreich jetzt rasch Hilfe kommen. Die Bundesregierung sagte Griechenland heute eine Million Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds zu. Das kann aber nur ein erster Schritt sein. Wir brauchen auch möglichst geschwind eine humanitäre Lösung, d.h. eine Unterstützung von Griechenland samt Evakuierung der tausenden Menschen aus dieser dramatischen Notlage.
Es ist kein Geheimnis, dass die Positionen der Regierungsparteien hier unterschiedlich sind. Die Position der Grünen ist klar. Wir arbeiten an einer an Menschenwürde und Vernunft orientierten Vorgangsweise und führen weiter Gespräche mit dem Koalitionspartner, um die Not der Flüchtlinge zu lindern.
O tempora, o Wir dürfen es nicht zulassen, dass Menschen in Europa in diesen erbärmlichen Zuständen leben müssen. Wenn Mitleidlosigkeit und Ignoranz in Europa die Idee der Menschlichkeit erfolgreich verdrängen, geben wir uns gleichsam selbst auf, denn wir verraten damit auch unser humanistisches Erbe, auf das wir bisher zurecht stolz waren.
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