Im jüngsten veröffentlichten Jahresranking von Reporter ohne Grenzen (ROG/RSF) wird sichtbar, dass sich Angriffe auf Journalist*innen in Europa verdoppelt haben! Deutschland verliert die „weiße Weste“, Österreich konnte sich immerhin um 1 Rang auf Platz 17 verbessern. Der Platz in der „weißen“ Gruppe war 2019 verloren gegangen, als Österreich von Platz 11 auf 16 abstürzte, 2020 ging es auf Platz 18 zurück. Vor sechs Jahren war Polen noch auf Platz 18 – jetzt liegt das Land auf 64.

Weiterhin unangefochten an der Spitze liegen Norwegen und Finnland Dahinter tauschten Schweden (nun 3.) und Dänemark (4.) die Plätze. Neben den vier skandinavischen Ländern befinden sich nur noch Costa Rica, die Niederlande, Jamaika, Neuseeland, Portugal, die Schweiz und Irland in der „weißen Gruppe“. Nie zuvor ist die „Spitzengruppe“ mit zwölf Staaten so klein gewesen wie heuer. In Österreichs Nachbarschaft konnte sich nur Liechtenstein (Platz 23, +1) verbessern. Tschechien (40.) und Italien (41.) blieben stabil, alle anderen Nachbarländer verloren. Den stärksten Rückgang verzeichneten Slowenien auf Platz 36 (-4) und Ungarn auf Platz 92 (-3). Die Schweiz (10.) und die Slowakei (35.) verloren zwei Ränge. EU-weit am schlechtesten schneidet Bulgarien ab, das Land liegt auf Rang 112. Auch Malta (81.) gehört neben Ungarn in der EU zu den Schlusslichtern.

Die globale Bilanz fällt ernüchternd aus. In 73 % der 180 untersuchten Staaten werde der Journalismus komplett oder teilweise behindert. „Völlig blockiert“ sei er in 73 Staaten, teilweise in weiteren 59 Staaten. Vor allem in Asien, dem Nahen Osten und Europa (!) hätten Journal*innen zunehmend Probleme, über heikle Themen zu berichten. Brasilien sei unter seinem rechtsextremistischen Präsidenten Jair Bolsonaro um vier Plätze auf Rang 111 und damit in die „rote“ Gruppe der Staaten mit einer schlechten Pressefreiheits-Situation abgerutscht. In dieser Gruppe befinden sich auch Indien (142.), Mexiko (143.) und Russland (150.). Nordkorea konnte die Position des Schlusslichts im 180-Länder-Ranking an Eritrea abgeben. Unmittelbar davor liegen China (177.) und Turkmenistan (178.) Der Staat mit dem größten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr ist Malaysia, das um 18 Plätze auf Rang 119 abstürzte. Als Grund wurde ein „Anti-Fake-News“-Dekret angeführt, das es der Regierung erlaubt, den Menschen ihre „Wahrheit“ aufzuzwingen.

Fakt ist: Weltweit steigt die Repression auf die freie Berichterstattung. Journalist*innen stehen in vielen Teilen der Welt so stark unter Druck wie selten zuvor, mindestens 387 von ihnen sitzen im Gefängnis. Klar ist: Ohne Pressefreiheit, keine Freiheit!