Die letzten 7 Monate haben wir einige der extremsten Wetterphänomene seit Beginn der Aufzeichnungen gesehen. Es ist 5 nach 12.

  • Im Frühjahr dieses Jahres ist Texas eingefroren, nachdem eine Kältewelle über einen der wärmsten Staaten der USA gerollt ist (Rekordtief von -19° C, das wurde zuletzt vor 72 Jahren gemessen). Die Folge waren mindestens 151 Tote und fast 200 Milliarden Dollar Schäden in Texas allein.
  • Im April wütete für 18 Tage Super-Typhoon Surigae mit einer Höchstgeschwindigkeit von 307 km/h (beschleunigte dabei explosionsartig von 170km/h auf 307km/h in gerade mal 36 Stunden) über den Pazifik. 10 Menschen starben, 8 wurden vermisst und Schäden in Höhe von ca. 200 Millionen Dollar entstanden in der Region. Er gilt als einer der stärksten Stürme, die je im Pazifik aufgezeichnet wurden.
  • Ende Juni brach eine Hitzewelle über der nördlichen Hemisphäre herein. Mit Temperaturen in Kanada von bis zu 49,6° C. Die Stadt Lytton in British Columbia wurde dabei fast komplett durch Feuer zerstört. Mehr als 800 Menschen starben direkt an den Folgen der Hitze und diese Zahl steigt weiter. Zusätzlich wurde offenbart, wie anfällig Infrastruktur gegenüber extremer Hitze ist, denn Straßen und Stromleitungen schmolzen und brachen unter der Belastung. Klimaanlagen wurden in den USA zur Mangelware und erlebten anschließend einen Preisboom. Die hohe Belastung des Stromnetzes führte in New York zu einem Appell an die Bevölkerung, ihren Strom komplett abzuschalten.
  • Seit 8. Juli rollt nun auch in Zentralasien eine weitere Hitzewelle über den Kontinent mit 47° C in Kerki, Turkmenistan. Zum Vergleich, ab einer Temperatur von 28° C bekommen wir Probleme mit der Akklimatisierung („Wet Bulb Temperature“), diese Gegenden auf der Welt werden also zunehmend extrem menschenfeindlich. Bilder, die Touristen-Hotspots in der Türkei in Flammen zeigen, gehen gerade um die Welt, während der Mittelmeerraum (besonders die Türkei, Süditalien und Griechenland) als Ganzes einen Sommer in extremer Hitze sondergleichen erlebt.
  • Auch in Mitteleuropa haben wir miterlebt, wie uns das Klima im Juli etliche Wochen andauernder Gewitter(-Gefahr) und riesige Wassermengen beschert hat. Allein in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen starben mindestens 160 Menschen durch die mittlerweile historischen Überflutungen, die teilweise ganze Dörfer damit bedrohten, sie komplett von der Landkarte zu schwemmen. Liege, eine 200.000 Einwohner Stadt in Belgien, musste zeitweise evakuiert werden, da die Schutzmaßnahmen den Wassermengen nicht standhielten.
  • Der sogenannte Jetstream, der die Hoch- und Tieffelder über den Planeten verschiebt, ist durch die Erwärmung der Pole (und den dadurch fehlenden Temperaturunterschied zum Äquator) zum Stillstand gekommen und die Felder bleiben stehen. Das Resultat sind längere Perioden von Hitze oder Regen. Wetterextreme wie diese führen auf unserer Erde jedenfalls zu zunehmend größer werdenden Problemen, die unaufhaltsam werden.
  • 2020 veröffentlichten Forscher*innen eine Studie, in der prognostiziert wurde, dass ohne Maßnahmen, die den Klimawandel einschränken oder aufhalten würden, in den nächsten 50 Jahren bis zu einem Drittel der Weltbevölkerung in Gegenden wohnen würden, deren jährliche Durchschnittstemperatur höher als 29° C betragen würde. Diese fand man damals nur auf 0,8% der Erdoberfläche (vor allem in der Sahara). Es gibt derzeit noch keine verlässlichen Studien zum Thema Klimaflüchtlinge, aber man geht davon aus, dass etwa zwischen 2008 und 2016 jährlich durchschnittlich ca. 14 Millionen Menschen Schutz vor Unwettern, Stürmen und Überschwemmungen gesucht haben. Ende 2007 prognostizierte die Internationale Organisation für Migration (IOM) für 2050 ca. 200 Millionen Klimaflüchtlinge.
  • In den USA wurden mit 7. Juli 32.462 Wald- und Buschbrände registriert. Jährlich liegt der Durchschnitt bei knapp weniger als 29 Tausend. Eine weitere Hitzewelle soll dieses Wochenende beginnen. Als Folge der Hitze Ende Juni/Anfang Juli geht man davon aus, dass eine Milliarde Meerestiere vor der Küste Kanadas und der nordwestlichen USA gestorben sind. Was kurzzeitig zu einer Verschlechterung der Wasserqualität führte, wodurch Sonnenstrahlen das Seegras nicht mehr erreichten.

WAS TUN WIR? Wegsehen, weitgehend noch immer wegsehen. In den meisten Bereichen unseres Lebens läuft weiterhin „Business as usual“. Die Mega-Reichen à la Bezos und Musk liefern sich einen Wettlauf zum Mars und machen den Anschein, als würden Sie unseren Planeten hinter sich lassen wollen. In Europa streitet Deutschland über eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf Autobahnen, während wir in Österreich planen, neue Autobahnen durch Naturschutzgebiete zu bauen. Die Realität, die sich vor unserer Haustür abspielt, bei der die Erde beginnt, uns auszuschwitzen oder auszuschwemmen, scheint an den Unternehmen und der Industrie vorbeizugehen, solange ihre Bilanzen weiter stimmen.

Ich will, dass ihr in Panik geratet, sagte Greta Thunberg vor 2 Jahren. Sind wir das? Mitnichten. Die Ignoranz, die Arroganz, die Realitätsverweigerung in Bezug auf die sich anbahnende Katastrophe begleiten die Politik weltweit und weiterhin. Da helfen auch nicht 14.000 Wissenschaftler*innen, die verzweifelt vor dem Kollaps warnen. Fakt ist: Das Klimaproblem ist ein menschengeschaffenes und nur wir können es lösen. Als erstes benötigt es einen kollektiven Aufwand, unsere Philosophie des endlosen Wachstums in einer endlichen Welt, zu überdenken, abzulegen, und einen neuen Weg abseits von Ausbeutung und reinem Gewinnstreben zu adaptieren. Doch ist die Gier nicht stärker als menschliche Vernunft? Die Frage bleibt offen.