Die internationale Klimapolitik in Glasgow verhandelte über Fakten und übte sich in Blockade oder 200 Staaten sollten nur ein Interesse haben. Zeit für ein „Über Den Tellerrand“.

20.000 Politiker*innen, Geschäftsführer*innen und Aktivist*innen reisten nach Schottland, um die derzeitige Klimakrise zu diskutieren. Auch etliche Staatsoberhäupter wie etwa Joe Biden aus den USA (die historisch gesamt derzeit als größter CO2-Produzent gelten) haben sich eingefunden. Doch jetzt, am Ende, scheinen die engagierteren Ziele, die sich viele Klimaschützer*innen erhofft haben, in weite Ferne gerückt. Ganz klare 1,5 °C wären wichtig gewesen, um ein Kippen der Ökosysteme zu verhindern. Derzeit liegen wir bei etwa 1,8 °C – eine verheerende Entwicklung für die Umwelt. Dieses Jahr liegt die Erwärmung bei etwa 1,1 °C und dieser Sommer war nur ein Vorgeschmack dafür, was durch fast doppelt so hohe Erwärmung möglich sein könnte: Überflutungen, Waldbrände u.a. als Normalität. Rund 2,5 Milliarden Menschen verlieren nach Ansicht des Wissenschaftlers Adil Najam ihre Lebensgrundlage, wenn die Temperatur auf der Erde um zwei Grad steigt. „Das Klima verändert sich viel schneller als wir unseren Lebensstil anpassen“, so der Umweltforscher.

Pro Flugzeug und Flugstunde werden im Übrigen ca. 90Kg CO2 in die Luft ausgestoßen, ein Privatjet produziert sogar 2 Tonnen pro Stunde. Nicht umsonst hagelte es harsche Kritik, dass zahlreiche Delegationen gerade diese Reiseart wählten. Global 2000 kritisierte COP26 bald dafür, „Greenwashing“ zu betreiben und empfand die Beteuerungen, man würde ja dagegen steuern, als zu vage. Also in etwa: Alle wissen, es ist 5 nach 12, aber irgendwer wird sich dann irgendwann schon rechtzeitig darum kümmern und irgendwie wird das schon funktionieren. Traurige Devise. Dabei wäre es wichtig, jetzt konsequent damit zu beginnen, die CO2-Produktion zu verringern.

Mit Ziel 2050 klimaneutral sein zu wollen und erst im letzten Moment eine Notbremse zu ziehen, zieht einen Rattenschwanz an Konsequenzen für jetzige und zukünftige Generationen nach sich.

Auch das vielzitierte Bündnis zwischen den USA und China ist im Gesamtkontext kritisch zu sehen. China hat sich etwa bei einem anderen Übereinkommen, das die Methanproduktion-Reduzierung als Ziel hatte, nicht angeschlossen. Währenddessen haben die USA alleine mit ihrem Militär einen Umweltverschmutzer, der mehr CO2 produziert als 140 Länder zusammen.

Mittlerweile dürfte immerhin allen klar sein: Der Markt wird dieses „Problem“ nicht rechtzeitig regeln. Technologien, die es braucht, um etwa effizient Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu filtern, sind noch nicht im notwendigen Rahmen einsatzbereit. Auch individuelle Elektromobilität braucht viel größer angelegte Infrastrukturen, um die zusätzliche Belastung auf dem Stromnetz aufzufangen, ganz zu schweigen von den versiegelten Flächen und seltenen Erden die dafür draufgehen.

Der COP26 Kompromiss-Vorschlag der nun vorliegt, wird jedenfalls nicht in die Geschichte eingehen. Zu wenige haben eingesehen, dass es um unser aller Überleben auf dem Planeten geht. Oder sie stellen schlicht gewinnorientierte Interessen in den Vordergrund. Nur so lange diese überwiegen, wir uns keine Gedanken darüber zu machen, wie wir konsumieren, produzieren und transportieren und aus Überzeugung weiter unserer imperialen Lebensweise frönen, wird es knapp und immer knapper. Österreichs Klimaministerin Leonore Gewessler hat vor Ort mit voller Überzeugung um einzelne Beistriche gekämpft, schließlich geht es um alles. Nun gibt es immerhin ein Ergebnis, aber die internationale Staatengemeinschaft muss mutig weitere Maßnahmen setzen, um eine stabile Welt hinterlassen zu können. Dazu braucht noch mehr Anstrengungen aller Staaten. Eigentlich verwunderlich, dass angesichts der nahenden Klima-Katastrophe nicht kontinuierlich ein Krisenstab der Klima-Konferenz tagt.