„In der Krise beweist sich der Charakter“ sagte der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt und hatte damit recht: Die aktuelle Mahnung des UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, im Kampf gegen das Coronavirus die Einhaltung der Menschenrechte nicht außer Acht zu lassen, ist evident. Gerade jetzt braucht es neben der Hilfe und Solidarität für die Schwächsten in der Gesellschaft eine penible Wahrung der Menschenrechte. So warnte Guterres davor, die Pandemie für anti-demokratische Repressalien zu missbrauchen und rief dazu auf, Minderheiten nicht zum Ziel von Aggressionen werden zu lassen.

Die Geschichte zeige, dass Menschen oft Sündenböcke für äußere Ereignisse suchen, das habe sich bis heute leider nicht verändert, sagt dazu Ernst-Dziedzic: „Da das Virus selbst nicht angreifbar ist, neigen viele dazu, ihre Frustration an schwächeren Gruppen auszulassen. Es ist die Aufgabe des Staates, jeden Anflug von Hass oder Gewalt gegen Minderheiten zu unterbinden und nicht, wie es mancherorts passiert, auch noch zu schüren. Die Größe einer Gesellschaft zeigt sich darin, wie sie in einer Krise mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht.“ Das gelte insbesondere auch für Flüchtlinge und Asylsuchende. Mit Entsetzen hat die Menschenrechtssprecherin daher die Nachricht aufgenommen, dass auf der griechischen Insel Lesbos zwei Asylwerber offenbar wegen der Verletzung von Quarantänevorschriften angeschossen wurden: „Ein derartiges Verhalten ist nicht tolerierbar und durch nichts zu rechtfertigen. Die persönliche Situation eines Menschen als Freibrief zu nutzen, um zu drakonischen Maßnahmen zu greifen, geht gar nicht. Europa braucht keine Schusswaffen, um die Quarantäne durchzusetzen“, sagt die Vizeklubchefin, die sich von der griechischen Regierung eine rasche Aufklärung des Vorfalls erwartet.

Wie die UNO weltweit so befürwortet Ernst-Dziedzic auch in Österreich ein Zusammenrücken der Gesellschaft sowie Hilfe und Solidarität für jene, die in dieser schwierigen Zeit zu Opfern werden könnten: „Die Achtung der Menschenrechte ist die Grundlage unseres solidarischen Zusammenlebens. Wenn wir auf diesem bewährten Boden bleiben, können wir nicht nur den Kampf gegen das Coronavirus besser führen, es wird auch den Zusammenhalt unserer Gesellschaft für die Zeit danach nachhaltig stärken.“